Eine der berühmtesten Anekdoten über Diogenes von Sinope erzählt davon, wie der Philosoph in Athen am helllichten Tage mit einer Laterne in der Hand die Straßen durchschreitet. Als die Passanten ihn fragen, was er denn suche, antwortet Diogenes kopfschüttelnd: »Ich suche einen Menschen.« Es heißt, Diogenes sei nicht fündig geworden. Mehr Glück hatten Rudolf C. Bettschart und Daniel Keel, die einander schon im Kindesalter fanden und damit eine lebenslange Freundschaft. Schon im Sandkasten spielten Bettschart und Keel zusammen, sie drückten nebeneinander die Schulbank, erlebten als Pfadfinder gemeinsame Abenteuer und Reisen und wurden schließlich Geschäftskompagnons. In den letzten 58 Jahren haben sie den Namen Diogenes auf fast 200 Millionen Bücher gedruckt und so in alle Welt getragen. Eine Freundschaft kann man nicht erklären. Doch eines ist gewiss: Ohne diejenige zwischen Rudolf C. Bettschart und Daniel Keel gäbe es den Diogenes Verlag in seiner heutigen Form nicht. Beide feierten am 10. Oktober 2010 ihren 80. Geburtstag und gleichzeitig eine Freundschaft, die schon fast ebenso lange hält. Als Hommage an diese einmalige Verbindung ist dieses Buch gedacht, das Texte aus der Weltliteratur zum Thema Freundschaft versammelt. Mit Homer beginnt diese Anthologie, die von den Anfängen der Literatur über Klassiker wie Montaigne, Balzac oder Cechov bis zu Tomi Ungerer und Jean-Jacques Sempé reicht.