Fragen gegen den Strich zu bürsten und jeder noch so zwingenden Antwort auf den Zahn zu fühlen, das hat Methode bei Juan de Mairena, läßt ihn Zeit seines Lebens Lehrling seiner selbst und Schulmeister der anderen sein. Im Dialog mit seinen Eleven versucht der potentielle Begründer einer Weisheitsschule für das Volk, der Wahrheit auf die Spur zu kommen, ein gewitztes, sokratisches Verfahren und spannend für alle Beteiligten. Wäre die Poesie nicht besser ohne ihre Dichter? Was, wenn Kant Maler gewesen wäre? Wieso kann der Arbeitende vom Müßiggänger profitieren? Und muß zwei plus zwei tatsächlich vier ergeben? Egal wie schwer das Thema wiegt, der scheinbaren Antwort folgt sogleich die nächste Frage. Es bedarf Antonio Machado nur eines einzigen Kniffs, der Schaffung der Figur Juan de Mairena, und es gelingt ihm, den Leser in eine wahrhaft essentielle Gedankenwelt und zu den bedeutendsten Künstlern, Philosophen und Theoretikern zu entführen. Vor einem starken Bildungshorizont zeigt er, daß das Finden einer Antwort häufig etwas Spielerisches an sich hat, daß das Denken (also auch das Lesen!) pures Vergnügen sein kann.