'Theophilus North' ist Thornton Wilders siebenter und letzter Roman und es ist sein autobiographischster, sein menschenfreundlichster. Der Held und Ich-Erzähler ist ein Weiser von dreißig Jahren, ein 'Heiliger wider Willen'. Kein Entwicklungsroman also, denn der Held ist fix und fertig und mit fabelhaften Fähigkeiten begabt. Neun Träume sind es, denen Theophilus nachhängt: er wollte Heiliger werden, dann Anthropologe, Archäologe, Detektiv, Schauspieler, Zauberer, Liebhaber, Schurke und schließlich »ein freier Mensch«. Ausgerechnet in Newport auf Rhode Island, dem Sommerparadies amerikanischer Millionäre, wohin er sich nach dem Streß in Yale und als Sprachlehrer für einen Feriensommer zurückzieht, verwirklicht er fast alle diese Träume, sogar den vom »Heiligen«. Überall, wo er auftaucht, gelingt es ihm auf wundersame Weise, die Dinge ins Lot zu bringen. Er befreit eine junge Millionenerbin von einem Mitgiftjäger, rettet einen Millionär aus den Klauen lauernder Erben, stiftet oder kittet Ehen, heilt Kranke und entlarvt eine Fälscherbande. Es ist der alte Traum von Thornton Wilder, das Märchen vom guten Menschen, der in Gestalt von Theophilus North im Amerika von 1926 Frieden stiftet.