"Der Pfahl im Fleische" ist der dritte Band des unvollendeten Romanzyklus "Wege der Freiheit". In den ersten beiden Bänden, "Zeit der Reife" und "Der Aufschub", werden die Romanfiguren aus der scheinbaren Geschichtslosigkeit der Vorkriegsjahre in die Geschichtlichkeit des Zweiten Weltkriegs geworfen. Im dritten Band erleben sie die Niederlage Frankreichs, die deutsche Kriegsgefangenschaft und erste Ansätze eines organisierten Widerstands.
Einer der Protagonisten des ersten Bandes, Die Zeit der Reife (1945), ist
der junge Mathieu, dessen Freundin Marcelle ein Kind erwartet. Mathieu
will das Kind nicht und beabsichtigt, Marcelle um seiner Freiheit willen
zu verlassen. Das für eine Abtreibung erforderliche Geld stiehlt er und
bringt es Marcelle, die ihm ihren Enzschluss mitteilt, das Kind zu bekommen
und Daniel, den Päderasten, zu heiraten. Mathieu scheint die für ihn missliche
Situation gemeistert zu haben und ist nun frei. Er steht für einen individualistischen
Existenzialismus und ein feiges Verhalten. Der zweite Band Der Aufschub
(1945) stellt die acht Tage vor dem Münchner Abkommen (1938) in den Mittelpunkt,
in denen der drohende Krieg spürbar ist. Sartre zeigt, dass jeder Mensch
an der Entstehung des Kriegs mitarbeitet, indem er darstellt, was die verschiedensten
Menschen an den unterschiedlichsten Orten der Welt im gleichen Augenblick
tun oder nicht tun, und dass das allgemeine Bewusstein und Handeln zum
Krieg führten. Die Niederlage Frankreichs 1940 ist Thema des dritten Bandes
Der Pfahl im Fleisch (1949). Wie Mathieu, dessen rücksichtslose persönliche
Selbstgestaltung in die Sackgasse führte, so scheitert auch Frankreich:
>>Jeder hat den Krieg, den er verdient.<< Doch gibt es erste Anzeichen
der Überwindung des Individuellen, Anzeichen eines bewussten kollektiven
Widerstands: Mathieu versucht gemeinsam mit Kameraden, den feindlichen
Vormarsch an einer Stelle für kurze Zeit aufzuhalten. Insofern ist der
Krieg eine Chance (1949), so der Titel des vierten Bandes. Es ist die Chance,
zu einer solidarischen Handlungsweise zu gelangen, und die französische
Gesellschaft nach dem Krieg gemeinsam neu zu gestalten. Diese Hoffnung
Sartres erfüllt sich nicht, der letzte Band bleibt unvollendet.