In seinem Antike-Roman 'Aristipp und einige seiner Zeitgenossen' (1800/1801) experimentiert Wieland mit historischen Existenzweisen, namentlich mit der antiken Selbstsorge und der Salonkultur des 17. Jahrhunderts. Wieland reagiert mit dem Roman auf die Selbstbehauptungsprojekte der aufziehenden Moderne und erkundet alternative Modelle der Selbstkonstitution und Selbstsicherung. Sein Interesse richtet sich dabei auf die Historizität, Vergeschlechtlichung und die Literarizität von Subjektivierung. In ihrer Studie kommt Ulrike Schiefelbein zu dem Ergebnis, dass Wieland in seinem Opus Magnum eine literarische Aktualisierung der antiken Selbstkultur samt poetologischer Reflexion betreibt. Sie profiliert den 'Aristipp'-Roman als einen Selbstsorge-Roman, in dem die Antike für die Gegenwart um 1800 produktiv gemacht wird. Die modernekritische Tradition der Lebenskunstphilosophie bzw. Ästhetik der Existenz erhält so nun auch eine genuin literarische Dimension.