Als Wasserschloss Europas nutzt die Schweiz seit über 100 Jahren die Wasserkraft. Heute sind es rund 700 Wasserkraftwerke, die mehr als die Hälfte der Stromproduktion unseres Landes erzeugen. Doch die neue Bauaufgabe führte zu massiven Eingriffen in die Landschaft. So wird der Kraftwerksbau neben der touristischen Erschliessung und der Modernisierung der Städte zu den Hauptanliegen der frühen Heimatschutzbewegung. Unser Autor Melchior Fischli zeigt anschaulich, wie schon zu jener Zeit eine Versöhnung von moderner Technik und traditionellem Landschaftsbild angestrebt wurde - und wie sich das in der Zwischenkriegszeit in der Architektur einiger Kraftwerksbauten niederschlug.
Den Blick von Künstlern begleitet Martin Bieri in seinem Beitrag über den Bau der Grimselstaumauer. Die Tatsache, dass 1950 auf 2300 Metern über Meer in einer weitgehend unberührten Bergwelt ein Wasserkraftwerk von nationaler Bedeutung entstand, führt den Autor zur Frage: Kann Technik in einer Landschaft schön sein? Die Antwort zeigt, dass sich das Verhältnis von Mensch und Natur in den vergangenen Jahrzehnten massiv verändert hat. Aber auch Kleinarchitekturen wie Trafotürmchen oder Relikte der industriellen Entwicklung wie Gasometer verdeutlichen, wie Energietechnologien des 20. Jahrhunderts den Alltag und unsere gebaute Umwelt beeinflusst haben.
Diese Schlüsseltechnologien - allen voran die Elektrizität - entfesselten zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen Wandel, der auch die kulturelle Landschaft prägt. Sie markiert den Übergang zu einer modernen Gesellschaft, in der wissenschaftliche und technische Errungenschaften in allen Lebensbereichen zu tiefgehenden Veränderungen führen.