Henriette von Egloffstein (1773-1864) unterscheidet sich von den gebildeten, kultivierten Frauen des klassischen Weimars. Im Gegensatz zu ihnen verbringt sie nur wenige Jahre in der Stadt. Erst mit sechzig Jahren beginnt sie, ihre Lebenserinnerungen aufzuschreiben. Diese werden zur Grundlage für fiktive ungezwungene Gespräche zwischen ihr und der Autorin. Einzigartig: Die humorvollen, gelegentlich respektlosen Schilderungen aus der Perspektive einer Vierzehnjährigen. Als junge Frau, die im Freundeskreis "Jette" genannt wird, findet sie in Weimar gesellschaftliche Anerkennung und gilt zeitweilig als Favoritin Goethes.
Wie konnte es danach zu einem Zerwürfnis mit ihm kommen?
Warum hat Jette ihr geliebtes Weimar verlassen?
Was gab ihr die notwendige Unabhängigkeit, Goethe, ihr Idol, nicht nur mit Dankbarkeit, sondern auch mit kritischem oder sogar satirischem Blick zu betrachten?
Diese Fragen beantwortet Jette freimütig. Auch bei weiteren bekannten Zeitgenossen strebt sie danach, wahrhaftig zu sein. Dazu gehört ebenso ihre Entscheidung, einen persönlich erlebten empörenden Fall von "me too" nicht zu verschweigen. Das wird bei heutigern Leserinnen und Lesern auf Zustimmung stoßen.