Wir stehen nicht, wie verbreitet behauptet wird, kurz vor der Machtübernahme durch Computer (oder Künstliche Intelligenzen oder Algorithmen) und auch nicht kurz vor der technologischen Singularität. Unübersehbar ist aber die in großen Schritten fortschreitende Veränderung der Gesellschaft. Digitale Technologien wälzen die Machtverhältnisse grundlegend um. Wirtschaftliche und politische Macht konzentriert sich bei Akteuren, die über technische Mittel der gesellschaftlichen Steuerung und der Verhaltensbeeinflussung verfügen. Auf der Grundlage weltweiter technisch-organisatorischer Plattformen und Infrastrukturen hat sich der gesellschaftliche Zusammenhalt in wenigen Jahren grundlegend gewandelt. Staatliches Handeln verliert an Bedeutung; staatliche Souveränität wird überlagert und teilweise ausgehebelt. Es entstehen neue Formen von auf den Technikbesitz gegründeter Herrschaft. Wie im mittelalterlichen Feudalismus binden sie die Menschen an die nunmehr digitale Scholle. Diese Zusammenhänge untersucht der vorliegende Band in unterschiedlichen Feldern und aus verschiedenen Perspektiven.
Inhalt
Rainer Fischbach, Klaus Lenk, Jörg Pohle
Zur Ko-Evolution von Gesellschaft und digitalen Technologien - eine Annäherung
Jörg Pohle
Grundfragen und Entstehungszusammenhänge von Informatiksystemen
Peter Brödner
Zur Kritik des ,Dataismus'
Rainer Fischbach
Modellwelten, Weltmodelle und smarte Objekte
Klaus Lenk
Herrschaft durch delegierte Automaten Die strukturelle Gewalt von Zugangssperren und Dienstleistungs-Plattformen
Rainer Fischbach
Von der Atombombe zur Biomacht. Informatik als Treiber globaler Bedrohungen
Klaus Lenk
Perspektiven und Formen der informationstechnischen Produktion öffentlicher Sicherheit
Ralf Lankau
Informatisierung, Unterricht und Lernen. Datafizierung der Pädagogik und notwendige Grenzziehung
Anne K. Krüger
Neue Daten, neues Wissen? Konsequenzen der Digitalisierung für die Leistungsbewertung in der Wissenschaft
Ralf Lankau
Pädagogik zwischen Kommerz und Technisierung