1524 hielt im Appenzellerland die Reformation Einzug. Die Landsgemeinde hatte dem Schriftprinzip zugestimmt, das die Bibel zur massgebenden Grundlage von Glauben und Theologie erklärte. Damit ebnete das Appenzeller Stimmvolk im damals noch ungeteilten Land den Weg zur Erneuerung der Kirche. Von diesem schriftbasierten Glaubensverständnis zeugen Bibelverse in allen reformierten Kirchen Ausserrhodens und Innerrhodens. Sie stehen über Portalen, auf Ecksteinen, an Innenwänden, auf Abendmahlstischen, an Kanzeln oder auf Glocken. Bis heute wirken sie als eine stille oder klingende Kundgabe des Glaubens, sind Identitätsmarker, Zierde und Sinnspruch in einem. Zusammen bilden die Inschriften eine Art Kompendium zentraler christlicher Glaubensinhalte aus evangelisch-reformierter Perspektive. Gleichzeitig stellen sie einen kulturellen Wortschatz dar, der das Selbstverständnis, die Lebensführung und den Hoffnungshorizont der Menschen tief geprägt hat.
Aus Anlass des Jubiläums 500 Jahre Reformation im Appenzellerland 1524 - 2024 haben 30 Autorinnen und Autoren die Inschriften neu gedeutet.