"Sorg gut dafür, es ist mein ganzes Leben!" Mit diesen Worten übergab die Künstlerin Charlotte Salomon (1917-1943) einem Freund ihren Bilderzyklus Leben? oder Theater? Einige Monate später wurde sie - im Alter von 26 Jahren - in Auschwitz ermordet.
Das Werk, das Salomon hinterließ, ist im wahrsten Sinne des Wortes ihr pièce de résistance. Dichtung, Musik und Bilder von glühender Intensität vereint die Künstlerin zu einer fiktionalisierten Autobiografie, die alle Facetten ihres Leben umkreist: die Kindheit und Jugend in Berlin, das Kunststudium im Schatten des Dritten Reichs, Charlottes Beziehung zu dem Musikpädagogen Alfred Wolfsohn, das Exil in Frankreich und vor allem die von Suiziden überschattete Familiengeschichte.
Den destruktiven Kräften tritt sie mit subtiler Ironie entgegen und setzt dabei fantastische Elemente und verspielte Pseudonyme ein. Ihren Zyklus, von dem hier die 400 wichtigsten Gouachen gezeigt werden, kennzeichnen schonungslose Offenheit und bemerkenswerte Beobachtungsgabe. "Etwas ganz Verrückt-Besonderes zu unternehmen", hatte Charlotte Salomon sich vorgenommen und damit ein unvergleichbares Werk von großer künstlerischer Kraft geschaffen, das alle Register sprengt.
"Sie lebte in ihrer Welt von Licht, Luft und Farben?"