»In seiner Anmerkung zu der in England 1994 als Landscape as Inspiration erschienenen Ausgabe meines Buches Neue Landschaftsarchitektur / New Landscape Architecture vergleicht Geoffrey Jellicoe meine Zeichnungsüberlegungen mit den Arbeiten Paul Klees. Was zunächst etwas hochgegriffen klingt, ist insofern richtig, als ich mich in allem, was ich zeichne, entwerfe und realisiere, nicht ausschließlich im banalen Alltags- und Funktionsraum bewege, sondern immer zweite und dritte Surrealitäten mit reflektiere. »Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar«, so formulierte Paul Klee den Vorgang. Zu Recht könnte jeder Betrachter und Leser die Frage dagegenstellen: Was haben derartige Kunst-
äußerungen mit der Alltagsarchitektur zu tun?
Ich denke: sehr viel, und zwar deswegen, weil alle Architekturprobleme und deren Lösungen mehrschichtig sind, genauso wie reine Kunstwerke. Jeder Bau faßt seine architektonische, städtische, dörfliche und landschaftliche Umgebung zusammen und definiert sie neu. Gewollt oder ungewollt, übertrieben oder zurückhaltend, jeder Bau kann wirken wie ein Meteor- oder Bombeneinschlag, eine unauffällige Anmerkung oder ein Verschönerungsattentat.
Mich interessieren an einem städtischen oder landschaftlichen Ort die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Mein Blick will archäologische Arbeitsweisen genauso integrieren wie Funktionserfüllungen und phantasievoll-surreale, manchmal auch utopische Ausblühungen. Ich würde niemals so weit gehen zu behaupten: Architektur ist das Notwendige, und Kunst ist das Unnötige.
Natürlich wird jeder Künstler-Architekt, der sich auf diesen kompliziert-komplexen Weg begibt, Schwierigkeiten mit der banalen, scheinbar oberflächlichen Alltagsrealität in der Natur, der Landschaft und der Stadt bekommen. Deswegen ist es nicht verwunderlich, daß ich nur wenige Architekturen und Bildinszenierungen verwirklichen konnte und daß ich im Laufe der letzten Jahrzehnte zunehmend in die Bühnenbild- und Gestaltungsbereiche abgedrängt wurde.
Im Augenblick interessiert sich, dank der ökologischen Bewegung, kaum noch jemand für die Verbindung von Kunst und Architektur. Wichtiger sind Nachhaltigkeits- und Nullenergiehäuser, bei denen sich kaum noch die Fenster öffnen lassen.
Könnte es sein, daß Baukultur, ja die gesamte Kultur, bald in grünen Urwäldern und riesigen Feuchtbiotopen versinkt? Oder werden vorher fremde, kriegerische Völker unsere Städte und Landschaften zerstören oder besetzen und neu kultivieren?«