Rund 37 Jahre führte Jean Paul seine Sammlung nachgelassener Entwurfshefte, die er mit den Titeln "Satiren" oder "Ironien" versah. Dabei handelte es sich, wie an der fortlaufenden Numerierung zu erkennen ist, um eine eigenständige Reihe innerhalb des Nachlasses, der in der Schreibwerkstatt des Autors spezifische Funktionen zukamen. So kann die Verwendung zahlreicher dieser bislang unbekannten Texte in den Romanen und Erzählungen des Autors nachgewiesen werden. Die Themen der in satirisch-ironischer Schreibart verfaßten Einfälle, kurzen Geschichten und literarisierten Lektürenotizen sind vielfältig und unterliegen keinen Beschränkungen. Die Edition präsentiert mit den letzten acht Bänden der Satiren und Ironien eine in sich geschlossene Auswahl, die in der für den Schriftsteller entscheidenden Schwellenzeit 1789/90 einsetzt und bis zum Ende des Schreibens an der Textsammlung um 1818 reicht. Die Texte werden vollständig und mit allen Varianten ediert.
Jean Pauls Romane sind keine Geburten des literarischen Zufalls. Im Nachlass
der Berliner Staatsbibliothek finden sich Hefte, in denen die Entstehung
eines Romans vom satzlangen Witz bis zur Fabel vorbereitet wird. Seit Ende
der 1780er Jahre sammelt Jean Paul ¯Einfälle®, witzige Konjunktionen des
Unähnlichen, deren Tiefsinn erst in dieser Nachbarschaft erkennbar wird.
Zeitgleich versucht er in den ¯Erfindungen®, aus den Exzerptnotizen neue
satirische Geschichten hervorzubringen. Die später entstandenen ¯Bausteine®
sind Anekdotenkonzentrate, die Jean Paul in den Romanen Abschweifungen
von der Handlung ermöglichen. Der neunte Band der Nachlass-Abteilung bietet
vollständig und erstmals unter Beachtung von Jean Pauls Schreibeigentümlichkeiten
diese Notizen. Schreibhefte mit ähnlichen Aufgaben (Wortlisten mit Luxusgegenständen,
aufzählende Naturbeschreibungen, Exzerpte aus der Zeitungslektüre) werden
ebenfalls in diesem Band wiedergegeben und im Kommentar mit ihren Quellen
verknüpft.