Europa ist zum Schlachtfeld eines erbarmungslosen Stellvertreterkrieges zwischen den Supermächten geworden. Der Krieg ist 2022 ausgebrochen, aber abgezeichnet hat sich diese Entwicklung schon seit mehr als zwei Jahrzehnten.
Nach dem Ende des Kalten Krieges hat sich Westeuropa um einen Friedensprozess in Osteuropa bemüht. Die Ostpolitik der Bundesrepublik Deutschland steht exemplarisch dafür. Russland wurde zum Partner, beinahe sogar zum Freund. Doch gleichzeitig hat sich die NATO unter US-Führung immer weiter nach Osten ausgedehnt. Diese Entwicklung hat den Friedensprozess zum Erliegen gebracht und schließlich umgekehrt. Heute stehen sich Russland und die USA in Europa unversöhnlich gegenüber. Der russische Einmarsch in die Ukraine im Frühjahr 2022 hat auf absehbare Zeit jedwede friedliche Verständigung zwischen Europa und Russland unmöglich gemacht. Europa ist fest an die Seite der USA gebunden - und das nicht nur gegenüber Russland. Denn diese Front soll nach dem Willen der USA auch gegenüber der Volksrepublik China in Stellung gebracht werden.
Diese fatale Entwicklung hängt entscheidend damit zusammen, dass es Europa nicht gelungen ist, sich eine eigenständige und unabhängige Position in der Weltpolitik zu verschaffen. Der "Alte Kontinent" ist in eine Abhängigkeit von den USA, Russland und China geraten, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint. Europa ist zum Spielball der Supermächte geworden. Der Kampf um Europa ist entbrannt.