Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Medien / Kommunikation - Forschung und Studien, Note: 1,7, Universität Erfurt, Veranstaltung: Hörkunst , Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit führt eine Untersuchung zur Lautpoesie der Avantgarde durch, speziell zu den Dadaisten Hugo Ball, Raoul Hausmann und Kurt Schwitters. Es werden Lautgedichte untersucht und der Frage nachgegangen, inwiefern man von Lautpoesie sprechen kann.
Die künstlerische und literarische Bewegung Dada wurde 1916 in Zürich gegründet und endete ca. 1923. Sie entstand unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs und wendete sich gegen die herkömmlichen Lebens- und Kunstvorstellungen. Heute wird der Dadaismus meist in Verbindung mit der Kunst gebraucht, die literarischen Werke finden wenig Beachtung. Dabei findet sich gerade in ihnen - sowohl der Dichtung als auch der Prosa - das, was den Protest, die Revolte am Konventionellen deutlich macht: Der Sinn soll entstellt werden, die Syntax gesprengt und jede Semantik verloren gehen.
Das dadaistische literarische Werk hat eine eigene Sprachautonomie. Diese Autonomie zeigt sich in der Lyrik in zwei verschiedenen Typen: dem surrealistischen Gedicht und der Lautpoesie.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich intensiv mit dem zweiten Gedichttypus, dem ¿Silben-, Klang-, Ton- oder Lautgedicht.¿ Hierbei beschränke ich mich auf die Bezeichnung Laut- und Klanggedicht, da nur diese Bezeichnungen von den von mir angeführten Künstlern auch benutzt werden. Der Gegenstand der Untersuchung ist aber nicht das Lautgedicht allgemein, sondern dessen dadaistische Entwicklung. Diese versuche ich anhand dreier Künstler nachzuvollziehen: dem Mitbegründer des Züricher Dadaismus Hugo Ball, dem ¿Dadasophen¿ Raoul Hausmann und dem Merz-Künstler Kurt Schwitters.
Raoul Hausmann selbst hat eine Geschichte des Lautgedichts verfasst, welche ich an passenden Stellen mit einbeziehe. Diese Geschichte beginnt bereits vor 1910, diese Arbeit jedoch fängt erst mit dem sich selbst so bezeichnenden Erfinder des Lautgedichts, Hugo Ball, an. Deshalb soll an dieser Stelle kurz auf die Vorgänger der Lautpoesie, welche Hausmann richtig nennt, eingegangen werden. Hausmann erwähnt Scheerbart (1897) und Morgenstern (1905), welche beide nur ein einziges Lautgedicht verfassten. Er ordnet beide Gedichte der
Kategorie ¿Finden durch Zufall¿ zu, sieht in ihnen also keine neue Kunstform.
Der zweiten Kategorie ¿Schöpfung einer neuen Art Dichtung¿ ordnet er die Dichtung der Dadaisten zu, welche, so Hausmann, ¿unabhängig von den Forschungen und phonetischen Erfindungen einiger russischer Dichter wie Khlebnikov, Khrutchenykh und Iliazd¿ entstanden ist.