Unser heutiges Bild des Krieges sieht in diesem einen totalen, auf Vernichtung des jeweiligen Gegners ausgehenden Akt der Gewalt. In dieser Hinsicht sind wir noch immer von der napoleonisch-clausewitzschen Tradition geprägt, die in den Weltkriegen und im Kalten Krieg kulminierte und auch in politischer Hinsicht fortgesetzt wurde. Kriege wie der Golfkrieg von 1991 kommen uns als Anomalitäten vor, und viele fragen sich, warum die USA seinerzeit nicht Saddam Hussein gleich »ganz erledigt« haben. In dieser Perspektive ist das ältere europäische Verständnis des Krieges als Duell, das auf »Rechtsfindung« ausgerichtet ist, in Vergessenheit geraten. Der ältere europäische Krieg zielte nicht auf die totale Vernichtung des Gegners, sondern auf die abschließende Klärung politischer Streitfragen. Wenn die Waffen gesprochen hatten, konnte die Diplomatie das Ergebnis in einem Friedensvertrag fixieren.