Horst Bubek, so heißt der Mann, der im Gefängnis von Stammheim jahrelang für den siebten Stock zuständig war, in dem in den 1970ern die RAF-Terroristen der ersten Generation einsaßen. Tagtäglich hatte er Umgang mit ihnen. Und obwohl er von Baader, Meinhof & Co beleidigt, geschlagen, getreten wurde, hat er nie dagegen gehalten. Nach Jean-Paul Sartres legendärem Stammheim-Besuch wusste Bubeck, welche Lügen die Terroristen über die Haftbedingungen in Umlauf brachten. Doch nicht nur die inhaftierten Terroristen setzten den Vollzugsbeamten zu, sondern auch die Presse von rechts und links. Und auch vom Staat fühlten sie sich im Stich gelassen.
Auf nahezu aussichtslosem Posten, einer Art letzten Bastion des Rechtsstaats, wird der ohnmächtige Vollzugsbeamte zum Chronisten und Erzähler der berühmten Staatsfeinde im Knast.
Sichtbar wird ein verzweifelt-perfider Kampf um die Freiheit, und mittendrin ein einfacher Amtsinspektor als Zeitzeuge, eine ganz andere Perspektive: 'Stammheim', eine Komposition aus Erzählung, literarischer Reportage und historischem Essay.
Das Buch ist nicht nur ein Zeitdokument und eine Anerkennung für einen aufrechten Beamten, sondern auch eine höchst lesenswerte Studie über den Strafvollzug, im konkreten Fall über jene Untersuchungshaft unter besonderen Bedingungen. Sie ist mit hoher sprachlicher und gedanklicher Sensibilität geschrieben, menschlich anrührend und gerade wegen so vieler kontroverser Deutungsmöglichkeiten genau im Ausdruck. Wir sind der Meinung, dass dieses Buch wegen seiner ungewöhnlichen Perspektive aus dem Strafvollzug von Juristen aufmerksam gelesen werden sollte." - Prof. Dr. Reinhard Zimmermann, Hamburg, in seinem Votum, warum er "Stammheim" zu einem der "7 wichtigsten Büchern" des Jahres zählt.