Die Autorin des vorliegenden Buches, dessen Abfassung dank eines Wettbewerbsbeitrags für professionelles Kulturschaffen ermöglicht wurde, möchte eine breitere interessierte Leserschaft in erster Linie mit der Geschichtlichkeit der Erzählkultur Graubündens vertraut machen. Dies erfordert, Volkserzählungen als Äusserungen vergangener Weltwahrnehmung und Weltdeutung ohne idealisierende Scheuklappen zu betrachten. Kulturhistorisches Erklären und Verstehen von mündlichen Erzählformen bedeutet folglich, nicht nur die darin verpackten ästhetischen Phantasiewelten, sondern auch Macht, Gewalt und soziale Ausgrenzung als Mittel kollektiver Sinnstiftung zu erkennen.
Das Buch befasst sich mit 72 Märchen vom «Gevatter Bär und Gevatterin Fuchs» bis zu «Die Männlein mit den schwarzen Mänteln». Zu jedem Märchen wird eine kurze Zusammenfassung des Inhaltes vorangestellt, bevor der Kommentar dazu folgt. Neben einem umfangreichen Literatur- und Quellenverzeichnis, Abbildungen sowie Vergleiche mit ähnlichen Märchen im In- und Ausland gehört ein Register zu dieser Publikation der versierten Märchenforscherin.