Vielleicht hat kein Werk des 20. Jahrhunderts einen so überraschenden und radikalen Perspektivwechsel bei seinen Lesern bewirkt wie dieses zehnbändige Monumentalwerk eines französischen Entomologen, der anstatt von gesellschaftlichen Dramen vom Heiligen Pillendreher oder der Gelbflügeligen Grabwespe erzählt.
Erstmals richteten die Literaten der Großstädte ihre Blicke nach unten, auf die Grashalme, Erdbrocken und Sandhügel ihrer Umgebung, und erblickten eine völlig neue, fremde Welt: Eigentümlich anmutende Wesen mit sechs, acht oder gar sechshundertachzig Beinen bevölkern sie, leben in Stöcken, Haufen und Nestern, bilden Karawanen, Kasten und ganze Staaten. Krabbelnd, hüpfend, kriechend oder fliegend gehen sie eifrig ihrem Tagewerk nach, manche perfekt getarnt, andere in leuchtender Garderobe oder anmutig schillerndem Schwarz; sie paaren, fressen und bekriegen sich, verpuppen sich und erstehen in neuer Pracht wieder auf.
Das Leben in verkleinertem Maßstab, aufgezeichnet mit wissenschaftlicher Genauigkeit, unvermutetem Witz und poetischer Hingabe - nun endlich vollständig auf Deutsch.
»Fabre schickt seine Leser auf literarische Insektensafaris, auf Reisen, wie man sie von Gulliver und anderen unglaublich geschrumpften Männern und Kindern kennt.« - Ulrich Baron
In seinen Aufzeichnungen können wir Jean-Henri Fabre förmlich über die Schulter sehen: Der Entomologe schreibt über Insekten so, als würde ihre Beobachtung - gleich ob in der freien Natur oder, wesentlich öfter, in seinen heimischen Terrarien - und das Notieren der Beobachtung in eins fallen. Das entfaltet einen großen erzählerischen Sog auch für jene Leser, die vielleicht der Meinung sind, mit Insekten nichts anfangen zu können.