Bis heute wird der 1877 im dreißigsten Lebensjahr erschossene Georg Jennerwein als rebellischer Wildschÿtz verehrt. Doch warum genießt der im Jennerwein-Lied sentimental Verklÿrte immer noch solche Achtung? War Jennerwein wirklich der aufrechte Volksheld, der hinterrÿcks von einem feigen Jÿger niedergestreckt wurde, wie es das Lied suggeriert?
In seinem eindringlichen Roman begibt sich Manfred Böckl auf die Spurensuche. Ein verpfuschtes Leben tut sich auf: die Geschichte eines ungeliebten Kindes mit einem von der harten Hand des Stiefvaters verbogenen Charakter, eines immer wieder gnadenlos von der Dorfgemeinschaft geduckten Jugendlichen und schließlich eines zynischen Mannes, dem ein unbÿndiger Hass auf die selbstgefÿlligen Honoratioren oder die gehorsamen Diener der Obrigkeit das Leben vergÿllt.
Den Autor interessieren vor allem die Ursachen dieser Entwicklung, die er in den sozialen und gesellschaftlichen Zustÿnden der damaligen Zeit ausmacht. Vor diesem Hintergrund kann er sich auch fast mitleidig des mörderischen Jagdgehilfen annehmen: In Johann Pföderl, der den Wildschÿtzen erschoss, erkennt er den wahren Bruder Jennerweins in der Chancenlosigkeit und Verlogenheit ihrer Gesellschaft.