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Es kann »für ein künstlerisches Schaffen kaum einen wichtigeren Faktor geben als den durch ein Narkotikum hervorgerufenen Rausch« H.H. EwersHanns Heinz Ewers, 1871-1943, war ein skandalumwitterter Bestsellerautor. Bevor er anfing zu schreiben, studierte er Jura; seine ersten Veröffentlichungen erfolgten in der anarchistischen Zeitschrift Der arme Teufel und in der allerersten Homosexuellen-Zeitschrift Der Eigene, er schrieb Texte für das Berliner Kabarett Überbrettl, heiratete und ging seiner Frau für zwei Jahre nach Capri, wo er der Freikörperkultur frönte. Ab 1904 folgten Reisen um die Welt, nach Südamerika und Indien, gesponsort von der Schifffahrtlinie Hapag, die für die Nennung ihres Namens in seinen Romanen die Reisekosten übernahm: einer der frühen Fälle von Product Placement in der Literatur.Seinen Durchbruch als Schriftsteller feierte er mit seinem Welterfolg Alaune im Jahre 1911Bei Ausbruch des Krieges war Ewers in Peru, reiste weiter in die USA, wo er den ganzen Weltkrieg über blieb. Er war befreundet mit Walther Rathenau, trat 1931 in die NSDAP ein, schrieb einen Horst-Wessel-Roman.1934, nach dem Röhm-Putsch, wurde ihm ein generelles Publikationsverbot erteilt. Er starb 1943.Der Einfluss von Hanns Heinz Ewers auf die phantastische Literatur, insbesondere in Frankreich und den USA, darf nicht unterschätzt werden. In Deutschland half er, die Geisteshaltung und die Mentalität der Weimarer Republik und der "Goldenen Zwanziger" zu prägen: Zu auflagenstark waren seine Romane, zu präsent war seine persönliche Erscheinung im öffentlichen Leben, um übersehen zu werden. Selbst Bertolt Brecht sah sich gezwungen, sich mit dem "Fachmann für Entschleierung" auseinanderzusetzen. Dennoch findet Ewers in der herkömmlichen Literaturgeschichtsschreibung nicht mal als Fußnote Erwähnung.Werke (Auswahl): Frank Braun Trilogie; Alraune, 1911 (Welterfolg: Millionenauflage und Übersetzung in 25 Sprachen); Vampir, 1920; Der Geisterseher, 1922; Fundvogel, 1928; Reiter in deutscher Nacht, 1932; Horst Wessel, 1932. Erzählungssammlungen: Das Grauen, 1907; Die Besessenen, 1908; Nachtmahr, 1922 Filme: Der Student von Prag (1913, 1926, 1935); Ein Sommernachtstraum in unserer Zeit (1913); Alraune (1918, 1927, 1930, 1952) Marcus Born ist Literaturwissenschaftler und Philosoph, der über Nietzsche promoviert hat, über den er veröffentlicht und zurzeit auch an der Universität in Freiburg forscht. Sven Brömsel ist Germanist, Philosoph und Schauspieler, arbeitet zurzeit über Intellektuelle jüdischer Herkunft und hat vor allem zur Literatur des frühen 20. Jahrhunderts publiziert. |