»Meine Mutter ist ein Fluss. Ein Fluss waren ihre dunklen, feinen Haare, die zu beiden Seiten ihr Gesicht umstrÖmten, wellige Kaskaden über der Brust, wenn sie sie abends kämmte, nach all der Arbeit.«
Eine Tochter betrachtet ihre Mutter. Sie droht ihr zu entgleiten, denn das Alter frisst an ihren Erinnerungen, verändert ihre PersÖnlichkeit. Wie sie wiederfinden, wie Frieden schließen mit den alten Verletzungen, dem Mangel an Worten, der ungestillten Sehnsucht nach Nähe und Zärtlichkeit? Geschichten sind eine Brücke. Und so beginnt die erwachsene Tochter, die ein ganz anderes Leben führt, der Mutter deren eigene Geschichte zu erzählen: die einer armer Bauernfamilie in den Abruzzen, in der die Männer als Wanderarbeiter in die Fremde gingen, während die Frauen die kargen Felder bestellten, für das Überleben sorgten. In der die harte Arbeit keinen Platz für Gefühle ließ, nicht mal für die Liebe zum eigenen Kind. In einer Sprache von eindringlicher Poesie erzählt Donatella Di Pietrantonio in ihrem mehrfach preisgekrÖnten Debütroman die bewegende Geschichte einer VersÖhnung und entführt uns zugleich in das unbekannte, archaische Italien der Abruzzen.