Demenz als Krankheit des Alter(n)s tritt immer stärker in das Bewusstsein einer ergrauenden Gesellschaft. Die Autoren zeichnen Verläufe auf, in denen Institutionen, Familien und alte Menschen versuchen, mit dieser Krankheit umzugehen.
Über dreihundert alte demenziell erkrankte Menschen aus einer klinischen Einrichtung wurden über Jahre mit wiederholten Befragungen begleitet und ihre sich verändernden Lebenssituationen untersucht. Die Ergebnisse zeigen wider Erwarten, dass medizinische Kategorien der Demenz, d.h. der psychischen, physischen und mentalen Veränderungen, die tatsächliche Entwicklung der hier untersuchten Population nicht adäquat beschreiben bzw. prognostizieren. Die einschneidendste Veränderung für die große Mehrheit der Kranken, eine Aufnahme in ein Pflegeheim, hängt offensichtlich nicht von medizinischen Variablen des Krankheitsverlaufs ab, sondern von sozialen Situationen bzw. Kommunikationen im jeweiligen Netzwerk, die oft aufgrund einer kritischen Zuspitzung eine Heimeinweisung nahe legen. Um diese Aufnahme zu erreichen, nutzen Experten, abgelöst vom tatsächlichen Krankheitszustand des Pflegebedürftigen, eher medizinische Variablen, die eine schwerste Erkrankung signalisieren, als dass sie mit sozialen Variablen ein sich prekär entwickelndes soziales Umfeld beschreiben und damit die Heimaufnahme begründen.