Die Arbeit definiert unser Leben. Heute kann sich kaum jemand vorstellen, ein Leben ohne Arbeit zu führen. Wer reich und mächtig ist, also zu den so genannten Leistungseliten gehört, zeichnet sich dadurch aus, keine Zeit zu haben, weil er immer erreichbar und einsatzbereit sein muss. Denn er muss im Zusammenhang vernetzter Systeme funktionieren und kann und darf deshalb nicht frei über sich, seine Zeit und seine Arbeit verfügen. Eine solchen Zwängen unterworfene Leistungselite von Funktionären und Managern kann sich nicht mehr über die persönliche Freiheit definieren, wie das die Oberschichten vergangener Zeiten taten. Aber auch der ganz »normale« Arbeitnehmer gilt nur noch als »Arbeitskraft« und wird wie jeder Rohstoff zur natürlichen Ressource. Sogar die Freizeit, die arbeitsfreie Zeit, steht im Zeichen des Leistungsdrucks, weil die Angebote der Unterhaltungs- und Freizeitindustrie ausgeschöpft werden müssen. Der »vita activa« entspricht keine »vita contemplativa« mehr. Aus dem schöpferischen »homo faber« wird zuletzt ein »animal laborans«, ein Arbeitstier, das zu keiner inneren Freiheit mehr finden kann. Inzwischen aber sieht es so aus, als würde sich Vollbeschäftigung nie wieder herstellen lassen. Die »Freizeitgesellschaft« wird wohl das Merkmal der postmodernen Industriewelt sein, und man tut gut daran, die erzwungene Untätigkeit als Chance und nicht als Fluch zu sehen. In seiner scharfsinnigen und zugleich unterhaltsamen Kulturgeschichte des Müßiggangs fordert Eberhard Straub daher, dass unsere Gesellschaft zur Muße zurückfinden muss, zu einem neuen Zeitverständnis, das im alten - antiken und christlichen - Sinne dem Menschen Zeit lässt, jenseits von den Zwängen der Arbeit zur Freiheit, zur Seelenruhe und einem geglückten Leben zurückzufinden.