Die Geschichte des jungen Heinrich, seiner Zerrissenheit zwischen der zarten Anna und der stolzen und sinnlichen Judith, seiner künstlerischen Ambitionen und seines Lebens als erfolgloser Maler in der Fremde ist einer der großartigsten und persönlichsten Bildungsromane in deutscher Sprache.
Heinrich Lee, seit frühester Jugend Halbwaise, wird in einer fiktiven Schweizer
Stadt - gemeint ist Kellers Geburtsstadt Zürich - von der Mutter großgezogen.
All ihre Ersparnisse verwendet Frau Lee auf die Ausbildung ihres schon
früh zur Kunst neigenden Sohns. Heinrich zieht in die Residenzstadt München,
um Landschaftsmaler zu werden. Allmählich erkennt er sein mangelndes Talent.
Das berufliche Scheitern geht einher mit einer Reihe unglücklich verlaufender
Liebesgeschichten, die ihn zunehmend isolieren. Gerade als sein Leben eine
gute Wendung zu nehmen scheint - Heinrich begegnet einem reichen Grafen,
der sein Gönner wird, und verliebt sich in dessen Mündel Dortchen -, ist
es einmal mehr sein Zaudern, das einen glücklichen Ausgang verhindert.
Nachdem die Mutter kurz zuvor aus Gram über sein Ausbleiben und ihren wirtschaftlichen
Ruin gestorben ist, erkennt der grüne Heinrich - die Farbe Grün ist Symbol
für Jugend und Hoffnung, aber auch für die bei aller Einsicht geistige
und emotionale Unreife des Protagonisten - sein vergeudetes Leben. Auch
er stirbt an gebrochenem Herzen.